ChatGPT als Küchenhilfe: Kann KI auch Gänsebraten? - n-tv.de

2023-01-05 15:33:36 By : Ms. Tracy Zhang

Mit KI-Hilfe gelingt vielleicht auch Küchen-Laien die perfekte Weihnachtsgans.

Der Chatbot ChatGPT schreibt im wahrsten Sinne des Wortes Schlagzeilen, weil er scheinbar in der Lage ist, jeden x-beliebigen Text aus dem Effeff zu verfassen und auf jede Frage eine Antwort zu haben. Bei der Planung des Weihnachtsessens zeigt die KI ntv.de, was sie kann und was sich nicht kann.

Fast täglich erscheinen aktuell neue Artikel über den Chatbot ChatGPT von OpenAI. Einige der Beiträge stammen sogar größtenteils von der Künstlichen Intelligenz (KI), in allen anderen wird sie zumindest zitiert. Das kommt daher, dass ChatGPT einerseits nahezu auf jede Frage eine Antwort hat und in Dialogform auch mit Nach- und Folgefragen, Ergänzungen und Korrekturen scheinbar problemlos klarkommt. Die KI ist außerdem in der Lage, auf Basis weniger Informationen aus dem Stegreif Artikel oder wissenschaftliche Arbeiten zu schreiben, und sie findet in wenigen Sekunden Fehler in Code, wofür Programmierer Stunden bräuchten.

Wichtigste Geldgeber des 2015 gegründeten US-Unternehmens sind Elon Musk und Microsoft. Ziel von OpenAI ist es, Künstliche Intelligenz zu erforschen und so zu entwickeln, dass sie der Gesellschaft nützt und nicht schadet. Dazu gehört, dass die Organisation Open-Source-basiert arbeitet. Das heißt unter anderem, dass sie Patente und Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

ChatGPT (Generative Pre-Trained Transformer) kann aktuell jeder selbst kostenlos nutzen, man muss dafür nur ein Konto einrichten. Dabei wird man darauf hingewiesen, keine persönlichen Daten preiszugeben, da die Eingaben von OpenAI ausgewertet werden können. Die Organisation freut sich über möglichst viele Nutzer, denn damit werden Modell und Datenbasis verfeinert und trainiert, auf denen ChatGPT basiert.

Um zu demonstrieren, was der Chatbot kann und was nicht, hat ntv.de zwei Tage vor Heiligabend die KI als Küchenhilfe bei der Planung eines Gänsebratens eingesetzt. Vorab kann verraten werden, dass der Braten wahrscheinlich ein großer Erfolg geworden wäre, das Weihnachtsgedicht eher nicht. Der Dialog wurde in Deutsch geführt, das die KI laut eigener Aussage ebenso gut spricht wie Englisch.

Die naheliegende erste Frage "Wie mache ich einen Gänsebraten" beantwortete ChatGPT mit einem klassischen Rezept, das neben der Gans nur aus wenigen Zutaten besteht. Die Anleitung zur Zubereitung ist einfach und gut zu verstehen. Perfekt! Einfach abgekupfert hat die KI dabei nicht, die Google-Suche nach einzelnen Sätzen oder ganzen Absätzen aus ihren Antworten ergab keine Treffer.

ChatGPT hat auch raffiniertere Rezepte für Gänsebraten auf Lager, wie die Frage nach einer Zubereitung 'sous-vide' zeigte. Die KI klärte erst auf, dass 'sous-vide' eine Garmethode ist, bei der das Fleisch in einem Vakuumbeutel bei niedriger Temperatur im Wasserbad gegart wird und besonders saftig und zart wird. Dann folgen Rezept und Anleitung.

Dabei drückt sie sich erneut grundsätzlich sehr einfach und verständlich aus. Allerdings wird nicht klar, wie das mit dem Vakuumieren genau funktioniert. Auf Nachfrage erklärt der Bot die Vorteile der Methode und welche Möglichkeiten es gibt, die Luft aus dem Beutel mit der Gans zu bekommen.

Einen Vakuumierer hat ntv.de nicht, die Druck-Methode scheint aber machbar zu sein. Danach gefragt, erklärt die KI, dass man zunächst mit den Händen so viel Luft wie möglich herausdrücken soll. Dann soll man "den Beutel in eine Flasche mit Wasser legen, sodass das Lebensmittel von der Flasche umgeben ist. Das Wasser in der Flasche wird auf den Beutel drücken und die Luft aus dem Beutel herausdrücken, wodurch ein Vakuum entsteht."

Okay, das mit der Flasche funktioniert offensichtlich nicht, Deutsch ist vielleicht doch etwas komplizierter für die KI als Englisch. Auf den Fehler angesprochen, gesteht der Chatbot diesen ein, wiederholt den Tipp mit der Flasche dann allerdings, nur etwas anders formuliert. Darauf hingewiesen, dass das Federvieh niemals durch einen Flaschenhals passt, entschuldigt sich der Bot und nennt stattdessen zwei alternative Methoden mit Strohhalm oder Gewichten.

Dass man statt einer Flasche nur einen großen Topf oder Eimer nehmen muss oder notfalls auch in der Badewanne vakuumieren kann, ist für den Bot nicht ersichtlich, da ihm offensichtlich die nötige Information in der Datenbank fehlt. Daran sieht man, dass eine KI nichts versteht oder begreift, sondern im Prinzip nur abgleicht und mögliche Zusammenhänge herstellen kann.

Lars Vollmer hat das in "Capital" schön formuliert. "Für die Lösung komplexer Probleme braucht es ein Gefühl für die Situation – und die besitzt die Maschine nicht." Komplizierte Probleme könne eine KI aber lösen, denn "dafür braucht sie kein Gefühl, sondern nur eine große Rechenleistung."

Zurück zur Gans. 'Sous-vide' ist beschlossene Sache, allerdings hat man festgestellt, dass man keinen passenden Beutel hat. Doch dafür hat ChatGPT sofort Lösungen parat, beispielsweise das Tier zu zerteilen oder alternativ langsam bei niedriger Temperatur im Ofen zu garen.

Ein weiterer Vorschlag ist die Zubereitung in einer "Folienpfanne": "Dazu legen Sie die Gans in eine Folienpfanne und umwickeln sie sorgfältig mit Alufolie, um eine Art "Sous-vide-Beutel" zu bilden. Stellen Sie die Pfanne in das Wasserbad und garen Sie die Gans nach dem gleichen Zeitplan wie oben beschrieben." Offensichtlich hat die KI hier nur eine englische Datenbasis und "foil pan" einfach wörtlich übersetzt. Wahrscheinlich meint sie "Aluminiumschale", was auch ihre Antwort auf die Frage, was denn eine Folienpfanne sei, vermuten lässt.

Nun gut, nachdem es das echte 'Sous-vide' sein soll, hat ntv.de sich entschlossen, nur eine Gänsebrust zuzubereiten. Das vorgeschlagene Rezept ist perfekt und die Anleitung diesmal absolut verständlich. Auch der Hinweis auf die alternative Garmethode mit einer "Folienpfanne" ergibt Sinn, wenn man weiß, dass eine Aluminiumschale gemeint ist.

Ein Gänsebraten ohne Soße geht gar nicht, egal ob klassisch oder 'sous-vide'. Kein Problem, ChatGPT hat dafür ein sehr schönes Rezept im Angebot, mit dem auch Laien ausreichend Soße produzieren können. Auch auf die Frage, ob das Gänseklein, das der Metzger als Zugabe zur Brust mitgegeben hat, dabei zu verwenden sei, hat der Chatbot die richtige Antwort: Ja, es sei hervorragend für Soßen geeignet, wegen des intensiven Aromas solle man aber keine zu großen Mengen davon verwenden, schreibt er. Danach folgt ein einwandfreies Rezept.

Auch die Antworten auf Beilagen wie Rotkohl oder Kartoffelklöße beantwortet ChatGPT überwiegend zufriedenstellend, selbst ein Rezept für Lebkuchen-Eis kann man der KI entlocken. Nur die Frage, ob mit Kartoffelklößen halb und halb Klöße aus gekochten Kartoffeln und altbackenen Semmeln oder Klöße aus rohen und gekochten Kartoffeln gemeint ist, konnte nicht abschließend geklärt werden.

So weit kann man sagen, als Küchenhilfe ist ChatGPT absolut geeignet und lässt auch Google alt aussehen. Das in Auftrag gegebene Weihnachtsgedicht mit Gänsebrust, Klimaerwärmung und Gaspreisbremse ist dagegen eher halbgare Lyrik:

Zu Weihnachten gibt es Gänsebrust, doch manche sorgen sich um die Klimaerwärmung. Denn der Gaspreis schnellt in die Höhe, doch die Gaspreisbremse soll uns beschützen, das ist wichtig und wohl.

Die Gänsebrust wird im Ofen gebacken, die Klimaerwärmung ist noch nicht verloren. Denn wir haben die Gaspreisbremse, die uns vor teuren Rechnungen bewahrt, das ist sehr nett und schön.

Doch wir dürfen nicht vergessen, dass wir auch etwas für unsere Erde tun müssen. Denn wir wollen keine Gänsebrust mehr essen, wenn es keine Gänse mehr gibt, das wäre sehr schlimm und fern.

Drum lasst uns achtsam sein, beim Gasverbrauch und beim Fleischgenuss. Dann gibt es auch in Zukunft noch Gänsebrust zu Weihnachten, und wir können die Klimaerwärmung bekämpfen, das ist gut und richtig.

Der Technik-Klaus von ntv.de wünscht allen Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten!