Bietigheimer Mineralbrunnen: Bald läuft die letzte Flasche Wörsinger vom Band - Bietigheim-Bissingen - Bietigheimer Zeitung

2023-01-05 15:42:47 By : Ms. Alice hu

Am Jahresende ist Schluss. Dann wird der Wörsinger Mineralbrunnen in Bietigheim-Bissingen seine Produktion aus Altersgründen nach 33 Jahren einstellen.

Am Jahresende ist Schluss. Dann wird der Wörsinger Mineralbrunnen in Bietigheim-Bissingen seine Produktion einstellen. „Nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern aus Altersgründen“, sagt Hartmut Wörsinger.

Die Brüder Hartmut (69) und Wolfgang Wörsinger (66) waren von Anfang an dabei, als ihr heute 93-jähriger Vater Herbert 1981 beim Wilhelmshof einen Brunnen bohren ließ, auf der Suche nach Wasser, um die Felder damit beregnen zu können. Sie fanden nicht nur Oberflächenwasser, sondern Hinweise auf natürliches Mineralwasser. Da dieses sich aufgrund der Zusammensetzung nicht zur Bewässerung eignet, ließen sie fünf Jahre später eine zweite Bohrung vornehmen. Unter Aufsicht des geologischen Landesamts stießen sie in 140 Metern Tiefe auf reines Mineralwasser – die Grundlage für den heutigen Mineralbrunnen.

Natürliches Mineralwasser darf seinen Ursprung nur in unterirdischen Vorkommen haben. Darüber hinaus darf der Gehalt an Mineralien und Spurenelementen nur geringfügig schwanken. 1989 wurde die Wörsinger Mineralquelle amtlich anerkannt, die erste Flasche ein Jahr später abgefüllt. „Die Landwirtschaft haben wir verpachtet“, sagt Wolfgang Wörsinger.

Während er sich um den Innendienst kümmerte, konzentrierte sich sein Bruder Hartmut auf den Vertrieb. Am Anfang habe es zunächst einen Außendienstler gegeben, später vier, um den süddeutschen Raum mit Mineralwasser aus Bietigheim zu versorgen.

In den 1980er-Jahren sei der Pro-Kopf-Verbrauch an Mineralwasser noch ständig gestiegen, erinnert sich Wolfgang Wörsinger an die Anfänge. Mit der Einführung der PET-Flaschen habe sich der Markt grundlegend verändert, auch Discounter hätten zuvor Wasserflaschen verkauft. „Das war damals nicht einfach“, sagt Wolfgang Wörsinger. Das Familienunternehmen ist den Glaspfandflaschen von Anfang an treu geblieben. Die Diskussion darüber, ob Plastikflaschen gesund sind oder nicht, hätten erst rund zehn Jahre später eingesetzt.

In die Pfandflaschen der Wörsingers wurde zunächst ausschließlich Mineralwasser abgefüllt, später kamen Schorlen, Fruchtsäfte und Limonaden hinzu. Neun Süßgetränke umfasst die Produktpalette mittlerweile. Insgesamt 60 000 Hektoliter wurden pro Jahr im Gansäcker abgefüllt, rund 15 000 Flaschen pro Stunde.

In den Hoch-Zeiten arbeiteten 18 Mitarbeiter im Buch, derzeit sind es noch elf. Drei Mitarbeiter gehen Ende Dezember in Rente, „wer wollte, konnte von einer anderen Firma aus der Branche übernommen werden“, sagt Hartmut Wörsinger.

Die Abfüllanlage wird abgebaut, die Quelle verschlossen. Noch liegen Wasserrechte darauf. In das Gebäude zieht zum 1. Februar die Ille Papier-Service GmbH ein, die Spendersysteme und Nachfüllmaterialien für die Waschraumhygiene vertreibt.

Dass keines ihrer Kinder den Wörsinger Mineralbrunnen übernehmen wollte, sehen die Wörsingers pragmatisch: „Man kann niemanden zwingen“, findet Hartmut Wörsinger. Angesichts steigender Energiekosten und des Fachkräftemangels stehe die Branche vor großen Herausforderungen, ergänzt sein Bruder.

Mit Blick auf den Ruhestand sagt Wolfgang Wörsinger, dass er den Kontakt zu den Kunden beim Privatverkauf vermissen wird. Dass nun etwas anderes kommt als regelmäßige Zwölf-Stunden-Arbeitstage, oft auch am Samstag, und nur eine Woche Urlaub pro Jahr, darauf freuen sich beide. „Es wird uns nicht langweilig werden“, ist Hartmut Wörsinger. „Es wird ruhiger“, sagt Wolfgang Wörsinger.

Und welches Mineralwasser wird es bei den beiden Geschäftsführern künftig Zuhause zum Trinken geben? „Wir haben uns noch einen Vorrat von unserem Mineralwasser angelegt“, verrät Hartmut Wörsinger. Zu welcher Marke sie aber wechseln werden, wenn dieser aufgebraucht ist, wissen sie noch nicht. „Wir kaufen immer wieder andere Marken, um sie zu probieren“, sagt Wolfgang Wörsinger.